Hdt.1.06.1-1.13.2 Protokoll zum 25.06.23

Zeit: 10:00 bis 12:00 Uhr              Ort: online
anwesend: Caren, Holger, Friedrich

Wir haben von [11.1] bis [13.2] übersetzt. Ich kopiere hier aber unsere ganze Übersetzung ab [6.1], wo Herodot nach den mythischen Schuldzuweisungen für die Auseinandersetzung zwischen Asien und Griechenland, an denen er sich nicht beteiligt, nun mit der eigentlichen Geschichtserzählung beginnt und das Thema beibehält, wer mit den kriegerischen Auseinandersetzungen begonnen habe. Ich bitte Euch, den ganzen Abschnitt noch einmal zu wiederholen oder wenigstens die Übersetzung durchzulesen, damit Ihr Euch die Erzählweise Herodots vor Augen führt.

Gleich zu Beginn wird Krösus aus dem Geschlecht der Mermnaden als der erste Barbar, der Griechen unterwarf, genannt.  Er regierte von 560 bis 546 in Lydien, also in etwa zur Zeit der Tyrannis des Peisitratos in Athen. Solon hatte sein Gesetzeswerk (wohl um 575 v.Chr.) bereits abgeschlossen. Er kommt danach ja auch in [29 ff.] zu Krösus zu Besuch, an den dieser sich in [86.1 ff.] nach der Niederlage gegen Kyros, auf dem Scheiterhaufen stehend, erinnert.

In [7.2 f. ] wird aber zuerst einmal die Genealogie der Herakliden, die vor den Mermnaden in Sardis regiert hätten (aber zudem auf eine Königszeit von 550 Jahren zurückblicken können) , angegeben und auch deren Vorläufer, nämlich die Nachkommen des Lydos.

Mit [8.1] beginnt die „Novelle“ von der Ablösung der Herakliden durch die Mermnaden, d.h. die „Novelle“ vom letzten Herakliden Kandaules und dem ersten Mermnaden Gyges. Und diese novellistische Erzählung  endet, wie wir gelesen haben, mit dem Hinweis der Pythia, dass die Mermnaden in der 5. Generation von wieder anderen in der Herrschaft abgelöst werden (es werden die Perser sein).

Dieser 5. Nachkomme des Gyges wird nun der schon an der Angelstelle [6.1] genannte Kroisos sein, dessen Geschichte in [26.1] endlich beginnt und mit dem Einschub der Geschichten vieler anderer Völker (auch der Athener und der Perser) nach der Niederlage und Begnadigung durch Kyros erst in [92,1 ff.] abgeschlossen wird.

Dann erst wird mit einem neuen Anlauf Genaueres über die Perser und die Kindheitsgeschichte des Kyros erzählt. Dessen Geschichte füllt dann die weiteren 124 Paragraphen des 1. der 9 Bücher Herodots.

 

[6.1] Κροῖσος ἦν Λυδὸς μὲν γένος, παῖς δὲ Ἀλυάττεω, τύραννος δὲ ἐθνέων τῶν ἐντός Ἅλυος ποταμοῦ, ὃς ῥέων ἀπὸ μεσαμβρίης μεταξὺ Συρίων τε καὶ Παφλαγόνων ἐξιεῖ πρὸς βορέην ἄνεμον ἐς τὸν Εὔξεινον καλεόμενον πόντον.

Krösos war Lyder von Geschlecht und Kind des Alyattes, und Alleinherrscher über die Völker innerhalb des Flusses Halys, der von Süden zwischen den Syrern und Paphlagoniern nach Norden in das das Gastliche genannte Meer fließt.

[2] οὗτος ὁ Κροῖσος βαρβάρων πρῶτος τῶν ἡμεῖς ἴδμεν τοὺς μὲν κατεστρέψατο Ἑλλήνων ἐς φόρου ἀπαγωγήν, τοὺς δὲ φίλους προσεποιήσατο. κατεστρέψατο μὲν Ἴωνάς τε καὶ Αἰολέας καὶ Δωριέας τοὺς ἐν τῇ Ἀσίῃ, φίλους δὲ προσεποιήσατο Λακεδαιμονίους.

Dieser Krösus unterwarf als erster der Nichtgriechen, von denen wir wissen, die einen  der Griechen zur Abgabe von Tribut, die anderen aber machte er sich zu Freunden. Er unterwarf die Ioner, Äoler und Dorer in Kleinasien, zu Freunden aber machte er sich die Spartaner.

[3] πρὸ δὲ τῆς Κροίσου ἀρχῆς πάντες Ἕλληνες ἦσαν ἐλεύθεροι· τὸ γὰρ Κιμμερίων στράτευμα τὸ ἐπὶ τὴν Ἰωνίην ἀπικόμενον Κροίσου ἐὸν πρεσβύτερον οὐ καταστροφὴ ἐγένετο τῶν πολίων ἀλλ᾽ ἐξ ἐπιδρομῆς ἁρπαγή.

Vor der Herrschaft des Krösus waren alle Griechen frei; denn der Heereszug der Kimmerer, der bis Ionien kam und vor Krösus stattfand war keine Unterwerfung der Städte, sondern ein Raubzug aus Überfall.

[7.1] ἡ δὲ ἡγεμονίη οὕτω περιῆλθε ἐοῦσα Ἡρακλειδέων ἐς τὸ γένος τὸ Κροίσου, καλεομένους δὲ Μερμνάδας.

Die den Herakleiden eigene Vorherrschaft aber kam folgendermaßen auf das Geschlecht des Kroisos, genannt Mermnaden.

[2] ἦν Κανδαύλης, τὸν οἱ Ἕλληνές Μυρσίλον ὀνομάζουσι, τύραννος Σαρδίων, ἀπόγονος δὲ Ἀλκαίου τοῦ Ἡρακλέος. Ἄγρων μὲν γὰρ ὁ Νίνου τοῦ Βήλου τοῦ Ἀλκαίου πρῶτος Ἡρακλειδέων βασιλεὺς ἐγένετο Σαρδίων, Κανδαύλης δὲ ὁ Μύρσου ὕστατος.

Kandaules, den die Griechen Myrsilos nennen, war Tyrann von Sardes, Abkomme des Alkaios, Sohnes des Herakles. Denn Agron, der Sohn des Ninos, Sohnes des Belos, Sohnes des Alkaios, war als erster der Herakliden König von Sardis, Kandaules aber, Sohn des Myrsos, als letzter.

[3] οἱ δὲ πρότερον Ἄγρωνος βασιλεύσαντες ταύτης τῆς χώρης ἦσαν ἀπόγονοὶ Λυδοῦ τοῦ Ἄτυος, ἀπ᾽ ὅτευ ὁ δῆμος Λύδιος ἐκλήθη ὁ πᾶς οὗτος, πρότερον Μηίων καλεόμενος.

Die aber früher als Agron als Könige über dieses Land herrschten, waren Nachfahren des Lydos, des Sohnes des Atys, nach dem dieses ganze Volk Lydisch genannt wurde, vorher <Volk> der Maionier gennant.

[4] παρὰ τούτων Ἡρακλεῖδαι ἐπιτραφθέντες ἔσχον τὴν ἀρχήν ἐκ θεοπροπίου, ἐκ δούλης τε τῆς Ἰαρδάνου γεγονότες καὶ Ἡρακλέος, ἄρξαντες μὲν ἐπὶ δύο τε καὶ εἴκοσι γενεᾶς ἀνδρῶν ἔτεα πέντε τε καὶ πεντακόσια, παῖς παρὰ πατρὸς ἐκδεκόμενος τὴν ἀρχήν, μέχρι Κανδαύλεω τοῦ Μύρσου.

Von diesen erlaubt, hatten aufgrund eines Götterspruchs die Herakliden das Reich inne, die von einer Sklavin, des Iardanos und Herakles abstammten und über 22 Menschengenerationen 505 Jahre herrschten, indem der Sohn die Herrschaft vom Vater übernahm, bis zu Kandaules, dem Sohn des Myrsos.

[8.1] οὗτος δὴ ὦν ὁ Κανδαύλης ἠράσθη τῆς ἑωυτοῦ γυναικός, ἐρασθεὶς δὲ ἐνόμιζέ οἱ εἶναι γυναῖκα πολλὸν πασέων καλλίστην. ὥστε δὲ ταῦτα νομίζων, ἦν γάρ οἱ τῶν αἰχμοφόρων Γύγης ὁ Δασκύλου ἀρεσκόμενος μάλιστα, τούτῳ τῷ Γύγῃ καὶ τὰ σπουδαιέστερα τῶν πρηγμάτων ὑπερετίθετο ὁ Κανδαύλης καὶ δὴ καὶ τὸ εἶδος τῆς γυναικὸς ὑπερεπαινέων.

Dieser Kandaules nun aber liebte seine Frau, und als Verliebter meinte er, er habe die bei weitem schönste Frau von allen. Da er dieser Meinung war - es gefiel ihm nämlich von den Leibwächtern Gyges, der Sohn des Daskylos am meisten -, teilte Kandaules diesem Gyges auch die wichtigsten Geschäfte mit, und pries so denn auch dabei das Aussehen seiner Frau.

[2] χρόνου δὲ οὐ πολλοῦ διελθόντος (χρῆν γὰρ Κανδαύλῃ γενέσθαι κακῶς) ἔλεγε πρὸς τὸν Γύγην τοιάδε. ‘Γύγη, οὐ γὰρ σε δοκέω πείθεσθαι μοι λέγοντι περὶ τοῦ εἴδεος τῆς γυναικός (ὦτα γὰρ τυγχάνει ἀνθρώποισι ἐόντα ἀπιστότερα ὀφθαλμῶν), ποίεε ὅκως ἐκείνην θεήσεαι γυμνήν.’

Als aber nicht viel Zeit vergangen war (denn es musste für Kandaules böse ausgehen), sagte er folgendes zu Gyges: „Gyges, ich glaube, dass du mir nicht traust, wenn ich über das Aussehen meine Frau rede (die Ohren sind den Menschen offenbar weniger vertrauenswürdig als die Augen), sieh zu, wie/dass du jene nackt sehen kannst.“

[3] ὃ δ᾽ ἀμβώσας εἶπε ‘δέσποτα, τίνα λέγεις λόγον οὐκ ὑγιέα, κελεύων με δέσποιναν τὴν ἐμὴν θεήσασθαι γυμνήν; ἅμα δὲ κιθῶνι ἐκδυομένῳ συνεκδύεται καὶ τὴν αἰδῶ γυνή.

Der aber schrie auf und sagte: „Herr, welches unkluge Wort sagst du, da du mir befiehlst meine Herrin nackt zu sehen? Zugleich mit dem ausgezogenen Kleid zieht die Frau auch das Schamgefühl aus.

[4] πάλαι δὲ τὰ καλὰ ἀνθρώποισι ἐξεύρηται, ἐκ τῶν μανθάνειν δεῖ· ἐν τοῖσι ἓν τόδε ἐστί, σκοπέειν τινὰ τὰ ἑωυτοῦ. ἐγὼ δὲ πείθομαι ἐκείνην εἶναι πασέων γυναικῶν καλλίστην, καὶ σέο δέομαι μὴ δέεσθαι ἀνόμων.’

Schon lange ist von den Menschen das Gute herausgefunden, woraus man lernen muss; darin gibt es dieses eine, dass man das Seine hüten muss. Ich vertraue, dass jene die schönste aller Frauen ist. Und ich bitte dich, das Verbotene nicht zu fordern.

[9.1]  ὃ μὲν δὴ λέγων τοιαῦτα ἀπεμάχετο, ἀρρωδέων μὴ τί οἱ ἐξ αὐτῶν γένηται κακόν, ὃ δ᾽ ἀμείβετο τοῖσιδε. ‘θάρσεε, Γύγη, καὶ μὴ φοβεῦ μήτε ἐμέ, ὡς σέο πειρώμενος λέγω λόγον τόνδε, μήτε γυναῖκα τὴν ἐμήν, μὴ τὶ τοι ἐξ αὐτῆς γένηται βλάβος. ἀρχήν γὰρ ἐγὼ μηχανήσομαι οὕτω ὥστε μηδέ μαθεῖν μιν ὀφθεῖσαν ὑπὸ σεῦ.

Dieser sprach so und wehrte sich aus Furcht, dass ihm daraus Übel hervorgehe, der andere antwortete mit diesen Worten: „Fasse Mut, Gyges, und fürchte weder mich, dass ich dies um dich zu prüfen sage, noch meine Frau, dass dir von ihr irgenein Schaden entsteht. Von Anfang an werde ich es einrichten, dass sie nich merkt, dass sie von dir gesehen wird.

[2] ἐγὼ γάρ σε ἐς τὸ οἴκημα ἐν τῷ κοιμώμεθα ὄπισθε τῆς ἀνοιγομένης θύρης στήσω. μετὰ δ᾽ ἐμὲ ἐσελθόντα παρέσται καὶ ἡ γυνὴ ἡ ἐμὴ ἐς κοῖτον. κεῖται δὲ ἀγχοῦ τῆς ἐσόδου θρόνος· ἐπὶ τοῦτον τῶν ἱματίων κατὰ ἕν ἕκαστον ἐκδύνουσα θήσει, καὶ κατ᾽ ἡσυχίην πολλὴν παρέξει τοι θεήσασθαι.

Ich werde dich nämlich im Zimmer, in dem wir schlafen, hinter der geöffneten Tür aufstellen. Nach meinem Eintritt wird auch meine Frau ins Bett kommen. Es steht nach dem Eingang ein Stuhl; auf diesen wird sie, wenn sie sich auszieht, ein jedes der Kleidungsstücke nacheinander ablegen, und in aller Ruhe, wird es dir möglich sein zuzuschauen.

[3] ἐπεὰν δέ ἀπὸ τοῦ θρόνου στείχῃ ἐπὶ τὴν εὐνήν κατὰ νώτου τε αὐτῆς γένῃ, σοὶ μελέτω τὸ ἐνθεῦτεν ὅκως μὴ σε ὄψεται ἰόντα διὰ θυρέων.’

Wenn sie aber vom Stuhl zum Bett geht und du hinter ihrem Rücken sein wirst, dann pass auf, dass sie dich nicht durch die Tür gehen sehen wird.

[10.1]  ὃ μὲν δὴ ὡς οὐκ ἐδύνατο διαφυγεῖν, ἦν ἕτοιμος· ὁ δὲ Κανδαύλης, ἐπεὶ ἐδόκεε ὥρη τῆς κοίτης εἶναι, ἤγαγε τὸν Γύγεα ἐς τὸ οἴκημα. καὶ μετὰ ταῦτα αὐτίκα παρῆν καὶ ἡ γυνή. ἐσελθοῦσαν δὲ καὶ τιθεῖσαν τὰ εἵματα ἐθηεῖτο ὁ Γύγης.

Der aber, da er nicht entkommen kannte, war bereit. Kandaules aber, als es Zeit zu schlafen zu sein schien, führte Gyges ins Gemach. Und darauf erschiensogleich die Frau. Und als sie hereinkam und die Kleider ablegte, betrachtete Gyges sie. 

[2] ὡς δὲ κατὰ νώτου ἐγένετο ἰούσης τῆς γυναικός ἐς τὴν κοίτην, ὑπεκδὺς ἐχώρεε ἔξω, καὶ ἡ γυνὴ ἐπορᾷ μιν ἐξιόντα. μαθοῦσὰ δὲ τὸ ποιηθέν ἐκ τοῦ ἀνδρὸς οὔτε ἀνέβωσε αἰσχυνθεῖσα οὔτε ἔδοξε μαθεῖν, ἐν νοῶ ἔχουσα τίσεσθαι τὸν Κανδαύλεα.

Als er sich aber im Rücken der Frau befand, weil sie zum Bett ging, kam er hervor und schlich hinaus, und die Frau sah ihn hinausgehen. Weil sie erkannte, dass das von ihrem Mann ausging, schrie sie weder in ihrer Beschämung auf noch schien sie <etwas> bemerkt zu haben, weil sie im Sinn hatte, Kandaules zu bestrafen.

[3] παρὰ γὰρ τοῖσι Λυδοῖσι, σχεδὸν δὲ καὶ παρὰ τοῖσι ἄλλοισι βαρβάροισι καὶ ἄνδρα ὀφθῆναι γυμνόν ἐς αἰσχύνην μεγάλην φέρει.

Denn bei den Lydern und fast auch bei den anderen Barbaren führt es sogar zu großer Schande, wenn ein Mann nackt gesehen wird.

[11.1]  τότε μὲν δὴ οὕτω οὐδέν δηλώσασα ἡσυχίην εἶχε. ὡς δὲ ἡμέρη τάχιστα ἐγεγόνεε, τῶν οἰκετέων τοὺς μάλιστα ὥρα πιστοὺς ἐόντας ἑωυτῇ, ἑτοίμους ποιησαμένη ἐκάλεε τὸν Γύγεα. ὁ δὲ οὐδὲν δοκέων αὐτήν τῶν πρηχθέντων ἐπίστασθαι ἦλθε καλεόμενος· ἐώθεε γὰρ καὶ πρόσθε, ὅκως ἡ βασίλεια καλέοι, φοιτᾶν.

Da also verriet sie auf diese Weise nichts und bewahrte Ruhe. Sobald es aber Tag geworden war, weihte sie von den Dienern diejenigen ein, die nach ihrer Einsicht ihr am treusten waren und rief Gyges. Der aber kam im Glauben, dass sie nichts von dem Geschehenen wüsste, als er gerufen wurde. Er war nämlich schon vordem gewohnt, wenn die Königin rief, zu kommen.

[2] ὡς δὲ ὁ Γύγης ἀπίκετο, ἔλεγε ἡ γυνὴ τάδε. ‘νῦν τοί δυῶν ὁδῶν παρεουσέων Γύγη δίδωμί αἵρεσιν, ὁκοτέρην βούλεαι τραπέσθαι. ἢ γὰρ Κανδαύλεα ἀποκτείνας ἐμέ τε καὶ τὴν βασιληίην ἔχε τὴν Λυδῶν, ἢ αὐτόν σε αὐτίκα οὕτω ἀποθνήσκειν δεῖ, ὡς ἂν μὴ πάντα πειθόμενος Κανδαύλῃ τοῦ λοιποῦ ἴδῃς τὰ μὴ σε δεῖ.

Als aber Gyges kam, sagte die Frau folgendes: „Nun gebe ich dir von zwei Wegen, die dir offenstehen, die Wahl, welchen du gehen willst. Denn entweder töte Kandaules und nimm mich und das Königreich der Lyder oder er muss dich sogleich töten, so dass du nicht, in allem dem Kandaules gehorsam in Zukunft siehst, was du nicht darfst.

[3] ἀλλ᾽ ἤτοι κεῖνόν γε τὸν ταῦτα βουλεύσαντα δεῖ ἀπόλλυσθαι, ἢ σε τὸν ἐμὲ γυμνήν θεησάμενον καὶ ποιήσαντα οὐ νομιζόμενα.’ ὁ δὲ Γύγης τέως μὲν ἀπεθώμαζε τὰ λεγόμενα, μετὰ δὲ ἱκέτευε μὴ μιν ἀναγκαίῃ ἐνδέειν διακρῖναι τοιαύτην αἵρεσιν.

Vielmehr muss  entweder jener, der das ausgedacht hat, zugrunde gehen oder du, der mich nackt gesehen und das Unerlaubte getan hat.“ Gyges aber wunderte sich einen Moment über da Gesagte, danach aber bittet er, dass sie ihn nicht zwinge, eine solche Wahl treffen zu müssen.

[4] οὔκων δὴ ἔπειθε, ἀλλ᾽ ὥρα ἀναγκαίην ἀληθέως προκειμένην ἢ τὸν δεσπότεα ἀπολλύναι ἢ αὐτὸν ὑπ᾽ ἄλλων ἀπόλλυσθαι· αἱρέεται αὐτὸς περιεῖναι. ἐπειρώτα δὴ λέγων τάδε. ‘ἐπεί με ἀναγκάζεις δεσπότεα τὸν ἐμὸν κτείνειν οὐκ ἐθέλοντα, φέρε ἀκούσω τέῳ καὶ τρόπῳ ἐπιχειρήσομεν αὐτῷ.’

Freilich überzeugte er sie nicht, sondern sah, dass wahrhaftig die Not bestand, entweder den Herrn umzubringen oder selbst von anderen umgebracht zu werden. Er wählte, selbst zu überleben. Er fragte also mit diesen Worten: „Da du mich zwingst, meinen Herrn zu töten, obwohl ich es nicht will, wohlan, sag mir, auf welche Weise wir Hand an ihn legen werden.

[5] ἣ δὲ ὑπολαβοῦσα ἔφη ‘ἐκ τοῦ αὐτοῦ μὲν χωρίου ἡ ὁρμή ἔσται ὅθεν περ καὶ ἐκεῖνος ἐμέ ἐπεδέξατο γυμνήν, ὑπνωμένῳ δὲ ἡ ἐπιχείρησις ἔσται.’

Sie aber antwortete und sprach: „Aus demselben Gelände heraus wird der Ansturm sein, aus dem ja auch jener mich nackt preisgab, und dem Schlafenden wird der Angriff gelten.

[12.1]  ὡς δὲ ἤρτυσαν τὴν ἐπιβουλήν, νυκτὸς γενομένης (οὐ γὰρ ἐμετίετο ὁ Γύγης, οὐδέ οἱ ἦν ἀπαλλαγὴ οὐδεμία, ἀλλ᾽ ἔδεε ἤ αὐτὸν ἀπολωλέναι ἢ Κανδαύλεα) εἵπετο ἐς τὸν θάλαμον τῇ γυναικί, καί μιν ἐκείνη, ἐγχειρίδιον δοῦσα, κατακρύπτει ὑπὸ τὴν αὐτὴν θύρην.

Wie sie den Anschlag planten, folgte Gyges nach Anbruch der Nacht (denn nicht kam er davon und für ihn gab es keinerlei Ausflucht, sondern es musste entweder er selbst zugrunde gehen oder Kandaules) der Frau ins Gemach und jene gab ihm einen Dolch und versteckte ihn hinter der Tür.

[2] καὶ μετὰ ταῦτα ἀναπαυομένου Κανδαύλεω ὑπεκδύς τε καὶ ἀποκτείνας αὐτὸν ἔσχε καὶ τὴν γυναῖκα καὶ τὴν βασιληίην Γύγης τοῦ καὶ Ἀρχίλοχος ὁ Πάριος κατὰ τὸν αὐτὸν χρόνον γενόμενος ἐν ἰάμβῳ τριμέτρῳ ἐπεμνήσθη.

Und als danach Kandaules sich zur Ruhe begab, kam Gyges aus dem Versteck und tötete ihn und und bekam die Frau und das Königtum; ihn erwähnte auch sein Zeitgenosse Archilochos von Paros in einem iambischen Trimeter.

[13.1]  ἔσχε δὲ τὴν βασιληίην καὶ ἐκρατύνθη ἐκ τοῦ ἐν Δελφοῖσι χρηστηρίου. ὡς γὰρ δὴ οἱ Λυδοὶ δεινόν ἐποιεῦντο τὸ Κανδαύλεω πάθος καὶ ἐν ὅπλοισι ἦσαν, συνέβησαν ἐς τὠυτὸ οἳ τε τοῦ Γύγεω στασιῶται καί οἱ λοιποὶ Λυδοί, ἤν μὲν τὸ χρηστήριον ἀνέλῃ μιν βασιλέα εἶναι Λυδῶν, τόν δὲ βασιλεύειν, ἤν δὲ μή, ἀποδοῦναι ὀπίσω ἐς Ἡρακλείδας τὴν ἀρχήν.

Er erhielt also die Königsherrschaft und wurde vom Orakel in Delphi bestätigt. Da nämlich die Lyder das Schicksal des Kandaules schwer nahmen und in Waffen standen, kamen die Parteigänger des Gyges und die übrigen Lyder überein, wenn das Orakel verkündete, er sei König der Lyder, solle er König sein, wenn aber nicht, solle er die Herrschaft an die Herakliden zurückgeben.

[2] ἀνεῖλέ τε δὴ τὸ χρηστήριον καὶ ἐβασίλευσε οὕτω Γύγης. τοσόνδε μέντοι εἶπε ἡ Πυθίη, ὡς Ἡρακλείδῃσι τίσις ἥξει ἐς τὸν πέμπτον ἀπόγονον Γύγεω. τούτου τοῦ ἔπεος Λυδοί τε καί οἱ βασιλέες αὐτῶν λόγον οὐδένα ἐποιεῦντο, πρὶν δὴ ἐπετελέσθη.

Und nun sprach das Orakel und so trat Gyges die Königsherrschaft an. So viel freilich sagte die Pythia, dass den Herakliden zum fünften Nachfahren des Gyges Rache kommen werde. Dieses Spruches achteten die Lyder und ihre Könige nicht, bis er sich erfüllte.

 

Wir sprachen über die weitere Lektüreplanung und beschlossen bis zur Krösus-Solon-Geschichte keinen Text auszulassen, um die Erzählweise Herodots genauer kennenzulernen. Dann werden wir uns für weitere „Novellen“ entscheiden und danach auf Holgers Anregung die 5 Paragraphen der sog. Verfassungsdebatte im 3. Buch lesen. Daran könnte dann die Lektüre von Plybios‘ wirkmächtiger Darstellung des Verfassungskreislaufs anschließen. Polybios, der zur Zeit der Scipionen in Rom lebte, hatte den Überblick über die griechische Diskussion zum Thema und kannte die römische Repulik. Sicherlich eine Lektüre mit vielen aktuellen Bezügen.

Doch Herodot wird uns vorerst noch eine Weile beschäftigen, und auf meine Frage, ob denn nach nunmehr 27 Monaten Griechisch-Treffen die Motivation noch immer anhalte, meinte Holger, auf diese Frage sei er noch gar nicht gekommen.

Wir werden am nächsten Sonntag, dem 2.7., ab 10:00 Uhr, klären, wie wir es mit der Sommerpause halten.

Stoff ist für diese Woche genug in die Homepage hochgeladen. Ich werde bei Gelegenheit auch die Vokabelliste über 21.3 hinaus erweitern.

Und ich wünsche Euch eine schöne Sommerwoche. FH