Hdt.1.03.1-05.4_Protokoll zum 11.06.23

Zeit: 10:00 Uhr bis 11:35 Uhr      -              Ort: online
anwesend: Ulf, Holger, Friedrich

 

Übersetzung:

[3.1] δευτέρῃ δὲ λέγουσι γενεῇ μετὰ ταῦτα Ἀλέξανδρον τὸν Πριάμου, ἀκηκοότα ταῦτα, ἐθελῆσαί οἱ ἐκ τῆς Ἑλλάδος δι᾽ ἁρπαγῆς γενέσθαι γυναῖκα, ἐπιστάμενον πάντως ὅτι οὐ δώσει δίκας. οὐδὲ γὰρ ἐκείνους διδόναι.

Aber in der 2. Generation danach, sagen sie, habe Alexander, der Sohn des Priamos, weil er das gehört hatte, aus Griechenland durch Raub eine Frau bekommen wollen, in völliger Gewissheit, dass er keine Genugtuung[en] leisten werde. Jene leisteten <sie> ja auch nicht.

[2] οὕτω δὴ ἁρπάσαντος αὐτοῦ Ἑλένην, τοῖσι Ἕλλησι δόξαι πρῶτὸν πέμψαντας ἀγγέλους ἀπαιτέειν τε Ἑλένην καὶ δίκας τῆς ἁρπαγῆς αἰτέειν. τοὺς δέ, προϊσχομένων ταῦτα, προφέρειν σφι Μηδείης τὴν ἁρπαγήν, ὡς οὐ δόντες αὐτοὶ δίκας οὐδὲ ἐκδόντες ἀπαιτεόντων βουλοίατό σφι παρ᾽ ἄλλων δίκας γίνεσθαι.

So habe er also Helena geraubt, und danach hätten die Griechen als erstes beschlossen, Boten zu schicken und sowohl Helena zurückzufordern als auch Genugtuung für den Raub zu fordern. Die {Trojaner} aber, nachdem sie (die Boten) dies vorgebracht hatten, hätten ihnen den Raub Medeas vorgeworfen, <nämlich> dass sie, ohne selbst Genugtuung geleistet und {die Geraubte} herausgegeben zu haben, als sie {sie} zurückforderten, wollten, ihnen solle von anderen Genugtuung zukommen.

[4.1] μέχρι μὲν ὦν τούτου ἁρπαγὰς μούνας εἶναι παρ᾽ ἀλλήλων, τὸ δὲ ἀπὸ τούτου Ἕλληνας δὴ μεγάλως αἰτίους γενέσθαι· προτέρους γὰρ ἄρξαι στρατεύεσθαι ἐς τὴν Ἀσίην ἢ σφέας ἐς τὴν Εὐρώπην.

Bis dahin also habe es nur gegenseitigen Entführungen gegeben, von da ab aber seien die Griechen nun in großem Maße schuldig geworden; sie hätten nämlich früher angefangen nach Asien in den Krieg zu ziehen als sie selbst nach Europa.

[2] τὸ μέν νυν ἁρπάζειν γυναῖκας ἀνδρῶν ἀδίκων νομίζειν ἔργον εἶναι, τὸ δὲ ἁρπασθεισέων σπουδήν ποιήσασθαι τιμωρέειν ἀνοήτων, τὸ δὲ μηδεμίαν ὤρην ἔχειν ἁρπασθεισέων σωφρόνων· δῆλα γὰρ δὴ ὅτι, εἰ μὴ αὐταὶ ἐβούλοντο, οὐκ ἂν ἡρπάζοντο.

Der Frauenraub sei jedenfalls ihres Erachtens das Werk ungerechter Männer, sich eifrig um Rache für die Geraubten zu bemühen, sei Sache unvernünftiger Leute, den Geraubten aber keinerlei Beachtung zu schenken, sei Sache der Besonnenen; denn es sei ja klar, dass wenn {die Mädchen} nicht selbst wollten, sie wohl nicht geraubt würden.

[3] σφέας μὲν δὴ τοὺς ἐκ τῆς Ἀσίης λέγουσι Πέρσαι ἁρπαζομενέων τῶν γυναικῶν λόγον οὐδένα ποιήσασθαι, Ἕλληνας δὲ Λακεδαιμονίης εἵνεκεν γυναικὸς στόλον μέγαν συναγεῖραι καὶ ἔπειτα ἐλθόντας ἐς τὴν Ἀσίην τὴν Πριάμου δύναμιν κατελεῖν.

Sie selbst, die Leute aus Asien, sagen die Perser, hätten von geraubte Frauen nicht Aufhebens gemacht, die Griechen aber hätten wegen einer Frau aus Sparta einen großen Heereszug versammelt und wären dann nach Asien gekommen und hätten die Macht des Priamos beseitigt.

[4] ἀπὸ τούτου αἰεὶ ἡγήσασθαι τὸ Ἑλληνικὸν σφίσι εἶναι πολέμιον. τὴν γὰρ Ἀσίην καὶ τὰ ἐνοικέοντα ἔθνεα βάρβαρα οἰκηιεῦνται οἱ Πέρσαι, τὴν δὲ Εὐρώπην καὶ τὸ Ἑλληνικόν ἥγηνται κεχωρίσθαι.    

Von da an hätten Sie immer geglaubt, dass das Griechentum ihnen feindlich sei. Denn Asien und die darin siedelnden nichtgriechischen Völker machen sich die Perser zu eigen, und das griechische Gebiet sei ihrer Meinung nach {davon} getrennt.

[5.1] οὕτω μὲν Πέρσαι λέγουσι γενέσθαι, καὶ διὰ τὴν Ἰλίου ἅλωσιν εὑρίσκουσι σφίσι ἐοῦσαν τὴν ἀρχήν τῆς ἔχθρης τῆς ἐς τοὺς Ἕλληνας.

So, sagen die Perser, sei es gewesen, und wegen der Einnahme Ilions, finden sie, sei ihnen (der Anfang der Feindschaft zu den Griechen) die Feindschaft mit den Griechen entstanden.

[2] περὶ δὲ τῆς Ἰοῦς οὐκ ὁμολογέουσι Πέρσῃσι οὕτω Φοίνικες·οὐ γὰρ ἁρπαγῇ σφέας χρησαμένους λέγουσι ἀγαγεῖν αὐτὴν ἐς Αἴγυπτον, ἀλλ᾽ ὡς ἐν τῷ Ἄργεϊ ἐμίσγετο τῷ ναυκλήρῳ τῆς νέος· ἐπεὶ δ᾽ ἔμαθε ἔγκυος ἐοῦσα, αἰδεομένη τοὺς τοκέας οὕτω δὴ ἐθελοντὴν αὐτὴν τοῖσι Φοίνιξι συνεκπλῶσαι, ὡς ἂν μὴ κατάδηλος γένηται.

Bezüglich Ios stimmen die Phöniker so den Persern nicht zu; denn nicht durch [Anwendung von] Raub, sagen sie, hätten sie sie nach Ägypten gebracht, sondern dass sie sich in Argos mit dem Schiffsherrn eingelassen habe. Als sie aber bemerkte schwanger zu sein, sei sie aus Scham vor den Eltern so also freiwillig mit den Phönikern abgesegelt, dass sie nicht ertappt würde.

[3] ταῦτα μέν νυν Πέρσαι τε καὶ Φοίνικες λέγουσι· ἐγὼ δὲ περὶ μὲν τούτων οὐκ ἔρχομαι ἐρέων ὡς οὕτω ἢ ἄλλως κως ταῦτα ἐγένετο, τὸν δὲ οἶδα αὐτὸς πρῶτον ὑπάρξαντα ἀδίκων ἔργων ἐς τοὺς Ἕλληνας, τοῦτον σημήνας προβήσομαι ἐς τὸ πρόσω τοῦ λόγου, ὁμοίως σμικρὰ καὶ μεγάλα ἄστεα ἀνθρώπων ἐπεξιών.

Dies sagen nun zwar die Perser und die Phöniker. Ich aber, was diese Dinge angeht, (gehe ich nicht daran) lasse mich nicht dazu herbei, zu sagen, dass es so oder irgendwie anders war; Aber den, von dem ich selbst weiß, dass er als erster mit unrechten Taten gegen die Griechen begann, den werde ich nennen und dann mit der Darstellung zum Weiteren voranschreiten, indem ich gleichermaßen kleine und große Städte der Menschen durchgehe.

[4] τὰ γὰρ τὸ πάλαι μεγάλα ἦν, τὰ πολλὰ σμικρὰ αὐτῶν γέγονε· τὰ δὲ ἐπ᾽ ἐμεῦ ἦν μεγάλα, πρότερον ἦν σμικρά. τὴν ἀνθρωπηίην ὤν ἐπιστάμενος εὐδαιμονίην οὐδαμὰ ἐν τὠυτῷ μένουσαν, ἐπιμνήσομαι ἀμφοτέρων ὁμοίως.

Von denen nämlich, die früher groß waren, sind die meisten klein geworden; die aber zu meiner Zeit groß waren, waren vorher klein. Weil nun das menschliche Glück nach meinem Verständnis niemals auf demselben Stand bleibt, werde ich beide gleichermaßen erwähnen.

 

Auffälligkeiten:

 [3.2] τοὺς δέ, προϊσχομένων ταῦτα, προφέρειν σφι Μηδείης τὴν ἁρπαγήν, ὡς οὐ δόντες αὐτοὶ δίκας οὐδὲ ἐκδόντες ἀπαιτεόντων βουλοίατό σφι παρ᾽ ἄλλων δίκας γίνεσθαι.
verkürzte GA: Der Subjektsgenitiv ist es dem vorherigen Satz zu ergänzen; denn wenn das „Subjekt“ des Partizips im selben Satz stünde, müsste das Partizip dessen Kasus annehmen.

[4.1] μέχρι μὲν ὦν τούτου ἁρπαγὰς μούνας εἶναι παρ᾽ ἀλλήλων „Bis dahin also habe es nur Entführungen von einander gegeben“
Inf.Pr. vorzeitig übersetzt, weil hier im Gr. die Aktionsart des Durativen im Vordergrund steht: „Bis dahin habe es immer wieder/ andauernd nur Entführungen gegeben“

[5.1] εὑρίσκουσι σφίσι ἐοῦσαν τὴν ἀρχήν τῆς ἔχθρης „sie finden, (dass ihnen der Anfang der Feindschaft sei) dass für sie die Feindschaft angefangen habe“
Akk. mit Partizip (AcP) bei Verben der Wahrnehmung und des Urteilens zur Darstellung des Sachverhalts.

[5.2] ἐπεὶ δ᾽ ἔμαθε ἔγκυος ἐοῦσα „als sie merkte, dass sie schwanger war“
Dasselbe natürlich auch bei Subjektsgleichheit als Nom. mit Partizip (NcP) möglich.

[5.3] ἔρχομαι ἐρέων „ich gehe daran zu sagen“
Dasselbe auch bei Aussagen des Moments der Handlung (wie auch bei ἄρχομαι, παύομαι + Part.)

[5.3] ἔρχομαι ἐρέων „ich gehe daran/ schicke mich an, zu sagen;

ἀγορεύω εἴρω < ϜερØω
√ ἀγορευ-// Ϝεπ- // Ϝερε-/ Ϝερ-/ Ϝρη-

ἐρῶ
ῥηθήσομαι

εἶπον
ἐρρήθην

εἴρηκα
εἴρημαι

öffentlich reden; sagen

ἔρχομαι Μ
√ ἐρχ-// εἰ-// ἐλ(ε)υθ-/ ἐλθ-, im Perf. att.Redupl

εἶμι/ ἐλεύσομαι

ἦλθον

ἐλήλυθα

gehen (Simplex εἶμι = Fut. zu ἔρχομαι);
+ Part.Fut.: darangehen, sich anschicken


Nächstes Treffen: So, 18.06., 10:00 Uhr

Vorbereitung dazu:
Bitte bis Hdt.1.09.3 präparieren.
Dort steigen wir in die erste anekdotische Erzählung (Gyges und Kandaules) ein.