pEpikur κύριαι δόξαι,10-15 Protokoll zum 19.03.23

Zeit: 10:00 bis 12:05 Uhr              Ort: online
anwesend: Caren, Holger, Friedrich

Nachträge zum vorherigen Treffen:

  • Caren stellt dar, dass im NT und da besonders bei Paulus σάρξ immer die bewertenden Konnotation als das Sündige hat, während σῶμα den Körper sachlich in seiner natürlichen Beschaffenheit meint.
    Wir stellen fest, dass das dem Begriffspaar σάρξ und ἄθροισμα εντσπριψητ.
  • Friedrich ist zum Thema τὰ κυριώτατα μέρη τῆς φύσεως (im Kontext von κύριαι δόξαι IX: „die wichtigsten Teile unserer Beschaffenheit, unseres Körpers“) darauf gestoßen, dass hiermit die Seelenatome gemeint sein müssen, die im Brief an Herodot.63 f. ausführlicher in ihrem Zusammenhang mit dem Körper beschrieben werden; denn die Seele ist der Sitz von αἴσθησις, πάθη und λογισμός und sie dringt mit ihren feinsten Seelenatomen zwischen die anderen Körperatome, die ihrerseits die schützende Haut für sie bilden.

Übersetzung

X. Εἰ τὰ ποιητικὰ τῶν περὶ τοὺς ἀσώτους ἡδονῶν
ἔλυε τοὺς φόβους τῆς διανοίας
τούς τε περὶ μετεώρων
καὶ θανάτου καὶ ἀλγηδόνων,
ἔτι τε τὸ πέρας τῶν ἐπιθυμιῶν ἐδίδασκεν,
οὐκ ἄν ποτε εἴχομεν ὅ τι μεμψαίμεθα αὐτοῖς
πανταχόθεν ἐκπληρουμένοις τῶν ἡδονῶν
καὶ οὐθαμόθεν οὔτε τὸ ἀλγοῦν οὔτε τὸ λυπούμενον
ἔχουσιν,
ὅπερ ἐστὶ τὸ κακόν.

Wenn die Hervorbringungen der Freuden bei den Unersättlichen

die Ängste des Denkens auflösten,

nämlich die über Himmelserscheinungen

und Tod und Schmerzen,

und ferner die Begrenzung der Begierden lehrten,

dann hätten wir nichts, was wir ihnen vorwerfen könnten,

weil sie von überall sich mit Freuden erfüllten

und von nirgens das Schmerzende und Betrübende

hätten,

was das Übel ist.

XI. Εἰ μηθὲν ἡμᾶς αἱ τῶν μετεώρων ὑποψίαι
ἠνώχλουν
καὶ αἱ περὶ θανάτου,
μή ποτε πρὸς ἡμᾶς ᾖ τι,
ἔτι τε τὸ μὴ κατανοεῖν
τοὺς ὅρους τῶν ἀλγηδόνων καὶ τῶν ἐπιθυμιῶν,
οὐκ ἂν προσεδεόμεθα φυσιολογίας.

Wenn uns keinesfalls die ängstlichen Vermutungen von den

Himmelskräfte belasteten

und die über den Tod,

dass er doch etwas für uns ist

und weiterhin <keinesfalls|> das Nicht-Bedenken

der Grenzen der Schmerzen und der Begierden,

hätten wir keine Naturlehre nötig.

XII. Οὐκ ἦν τὸ φοβούμενον λύειν
ὑπὲρ τῶν κυριωτάτων
μὴ κατειδότα τίς ἡ τοῦ σύμπαντος φύσις,
ἀλλ' ὑποπτευόμενόν τι τῶν κατὰ τοὺς μύθους·
ὥστε οὐκ ἦν ἄνευ φυσιολογίας
ἀκεραίους τὰς ἡδονὰς ἀπολαμβάνειν.

Es war/wäre nicht möglich das Beängstigende

über die hauptsächlichen Punkte aufzulösen, wenn man

nicht wusste/wüsste, was die Natur von allem zusammen ist,

sondern etwas argwöhnte von den Dingen hinsichtlich der Mythen;

daher war/wäre es ohne Naturlehre nicht möglich,

die Freuden ohne Beimischung anzunehmen.

XIII. Οὐθὲν ὄφελος ἦν
τὴν κατ' ἀνθρώπους ἀσφάλειαν κατασκευάζεσθαι
τῶν ἄνωθεν ὑπόπτων καθεστώτων
καὶ τῶν ὑπὸ γῆς καὶ ἁπλῶς τῶν ἐν τῷ ἀπείρῳ.

Es wäre keinesfalls nützlich,

sich die Sicherheit in bezug auf Menschen herzustellen

wenn das Beargwöhnte, das von oben °°

und das unter der Erde und überhaupt das ins Grenzenlose wirkt

´weiter bestünde`.

XIV. Τῆς ἀσφαλείας τῆς ἐξ ἀνθρώπων γενομένης
μέχρι τινὸς
δυνάμει τε ἐξερειστικῇ καὶ εὐπορίᾳ
εἰλικρινεστάτη γίνεται
ἡ ἐκ τῆς ἡσυχίας καὶ ἐκχωρήσεως τῶν πολλῶν ἀσφάλεια.

Während die Sicherheit vor den Menschen

nur bis zu einem gewissen Grade existiert

durch starke Gewalt und Wohlfahrt,

wird die Sicherheit aufgrund von Ruhe und Meidung der Menge

sehr deutlich

144 XV. Ὁ τῆς φύσεως πλοῦτος καὶ ὥρισται
καὶ εὐπόριστός ἐστιν·
ὁ δὲ τῶν κενῶν δοξῶν εἰς ἄπειρον ἐκπίπτει.

Der Reichtum unserer Beschaffenheit ist begrenzt

und erreichbar

derjenige der leeren Meinungen aber fällt ins Unbegrenzte.

XVI. Βραχέα σοφῷ τύχη παρεμπίπτει,
τὰ δὲ μέγιστα καὶ κυριώτατα ὁ λογισμὸς διῴκηκε
καὶ κατὰ τὸν συνεχῆ χρόνον τοῦ βίου διοικεῖ
καὶ διοικήσει.

Nur kurz fällt Zufall dem Weisen zu,

das Größte und Wichtigste aber besorgte die Überlegung

und besorgt es während der anhaltenden Lebenszeit

und wird es besorgen.

 

Erläuterungen dazu:

  • Wir hatten viel zum Verständnis des Textes zu besprechen und daher nicht viel Text „geschafft“.
  • X. τὰ μετέωρα: lt. Gemoll „das in die Höhe Gehobene *< ἀείρω, αἴρω), das in der Luft (μετά > im Zwischenraum) Schwebende, hochgelegene Punkte, Himmelserscheinungen“
    Also stimmt meine Vermutung „auch Wettererscheinungen“ nicht.
  • XI. μή ποτε πρὸς ἡμᾶς ᾖ τι ist schwer einzuordnen, es hängt aber als ein Objektsatz zu einem Ausdruck des Fürchtens (hier: ὑπreοψίαι) ab und wird daher mit μή eingeleitet.
  • XII. Οὐκ ἦν: Ein solches Impf. eines Modalausdrucks kann durchaus als Irrealis verstanden werden. Andererseits …
  • XII. … τίς ἡ τοῦ σύμπαντος φύσις: Ind. Fragesatz, Fragepronomen ist Prädikatsnomen und richtet sich
    im Gr. in Num. und Gen. nach dem Subjekt, anders im Dt.: da steht das Präd.Nom. immer im unpers. Neutrum.: „…, was die Beschaffenheit von allem zusammen ist.“
  • XVI. βραχέα ist Nom./Akk.Pl.n., hier also adverbial „kurz, eine kurze Zeitlang“
    Dazu die Regel: Adjektive auf -υς kontrahieren nur, wenn ει entsteht. Hier das ganze Paradigma:

βραχυ-, βραχε(Ϝ)-

βραχ-ύς

βραχ-εῖα

βραχ-ύ

βραχ-έος

βραχ-είας

βραχ-έος

βραχ-εῖ

βραχ-είᾳ

βραχ-εῖ

βραχ-ύν

βραχ-εῖαν

βραχ-ύ

βραχ-εῖς

βραχ-εῖαι

βραχ-έα

βραχ-έων

βραχ-ειῶν

βραχ-έων

βραχ-έσι(ν)

βραχ-έσι(ν)

βραχ-έσι(ν)

βραχ-εῖς

βραχ-είας

βραχ-έα


Termine der nächsten Treffen:

Die nächsten Sonntage sind
der 26.03.: vor dem ersten Ferientag, daher ist Holger verreist.
der 02.04.: bei Caren und Holger unter Vorbehalt für Griechisch frei
der 09.04.: Ostern
der 16.04.: wieder Schule und damit wieder ohne Besonderheiten
Nun liegt es an Ulf und Caren; wenn zwei dabei sind, kann unser Termin stattfinden:
Am 26.03. kann Caren; Holger entscheidet.
Für den 02.04. warte ich auf Bescheid von Euch allen, sowie Ihr ihn geben könnt.

Jetzt wünsche ich Euch erst einmal eine gute Woche